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La Nuit Noire
Müde und abgespannt betrat sie ihr Appartement. Ihr Auftrag hatte sich mal wieder gelohnt, nicht nur des Geldes wegen. Sie legte ihre "Besorgungen " in den Kühlschrank. Bevor sie nun endlich schlafen gehen wollte, würde sie noch schnell ihre E-Mails überprüfen. Sie schaltete den Computer an und das bekannte Geräusch sagte ihr, dass er hochgefahren war.
Sie loggte sich unter ihrer normalen Adresse ein. Nichts Neues. Anschließend sah sie nach den E-Mails ihrer anderen Adresse. Sie hatte schon immer privates und berufliches getrennt, auch früher. Eine neue Mail war eingegangen. Ein neuer Auftrag? Sie sah sich den Absender an. Er war ihr völlig unbekannt. Eigentlich gab sie ihre Adresse nur Leuten weiter, die sie vorher persönlich in Augenschein genommen hatte. So langsam mache ich mir wohl einen Namen, dachte sie und ein Grinsen huschte über ihr Gesicht. Sie zögerte einen Moment, dann öffnete sie die Mail und begann zu lesen. Es war in der Tat ein neuer Auftrag. Diesmal handelte es sich um einen Mann, der die 19 jährige Tochter ihrer "Mandantin", wenn man sie denn so nennen konnte, vergewaltigt hatte. Sie wollte sich mit ihr treffen, um ihr genauere In ationen zu liefern. Hoffentlich kennt sie seinen Namen, dachte sie, denn sonst würde sie mit mühevoller Detektivarbeit beginnen müssen.
Erschöpft fuhr sie den Computer herunter und betrat das Badezimmer um die letzten Blutreste loszuwerden. Ihre Kleidung landete in der Wäschetonne. Müde tappte sie in ihr Schlafzimmer und einen Moment lang schaute sie aus dem Fenster in die dunkle geheimnisvolle Nacht. "La Nuit Noire". Aber was würde sie ohne Nacht tun? Sie war auf sie angewiesen und hatte sie lieben gelernt. Ihre Gedanken kreisten um ihren Job.
Neulich war es ein junger Mann gewesen, der seine Frau betrogen hatte. Diese jedoch war so eine Furie, da konnte sie ihn verstehen. Es tat ihr sogar fast leid in seine starren dem Wahnsinn nahen Augen zu blicken und ihn dann umzubringen, aber sie lebte nun mal auch davon. Einfach war es sicher nicht immer. Doch sie war auf das Geld angewiesen, und nicht nur darauf. Natürlich gab es auch Momente voller Genugtuung in denen ihr der Auftrag heilig war. Sie fühlte sich dazu berufen, um somit wenigstens ein bisschen Gerechtigkeit in die Welt zu bringen. Aber irgendwann wollte sie doch ein anderes Leben führen und aus diesem Geschäft aussteigen. Ihre Gedanken schweiften ab.
Sie schüttelte sich und langsam begriff sie, dass der vor ihr schimmernde Streifen nicht das Mittelmeer im Mondschein sondern ein Sonnenaufgang war. Es wurde Zeit. Sorgsam schloss sie die Rolllanden und legte sich erschöpft schlafen.
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Sie saß am Tresen im "Hemático". Es war genau 23 Uhr und ihre Mandantin sollte jetzt auftauchen. Sie sah sich noch einmal um, doch die spärliche Beleuchtung und der Rauch im Raum machten es sogar ihr schwer viel zu erkennen. Die Gäste waren allesamt übel aussehende Kerle in Begleitung leichter Mädchen, aber sie ließen die Frau in Ruhe. Immerhin war sie hier bekannt genug. Die Ladentür öffnete sich und eine ängstlich dreinblickende Frau trat ein. "Na Süße, so alleine?", machte ein besoffener Kerl sie an, der wohl an diesem Abend alleine da war, und blies ihr seinen nach Rauch und Alkohol stinkenden Atem entgegen. "Sie gehört zu mir!", ertönte eine Stimme vom Tresen. Der Kerl ließ sofort von ihr ab und zögerlich schritt sie auf die (schwarzhaarige) Frau an der Bar zu. "Nuit Noire?", flüsterte sie ängstlich.
- "Vor Ihnen, aber setzen Sie sich doch erst einmal und trinken Sie etwas."
- " Mein Name ist Agatha Murray. ", sie zögerte und senkte die Stimme, "Ich habe mir naja einen Killer immer etwas anders vorgestellt. Ich bin etwas überrascht, dass ich eine ... Frau antreffe."
- "Ja, das sind wohl die meisten.", gab sie kühl zurück. "Aber warum sollte die Emanzipation denn nicht auch auf diese Branche übergreifen?"
La Nuit Noire gab dem Barkeeper ein Zeichen und dieser beugte sich vor. "Wie immer?" Sie nickte, sie hatte einen unglaublichen Durst, dann wandte er sich der anderen zu: "Und Sie?" "Also, ich weiß nicht vielleicht einen Whiskey?" "Mhh", grummelte der Barkeeper zurück und wandte sich wieder ab.
- "Nun, sie haben mir zurück geschrieben, dass es sich um ihren Exmann handelt."
- "Ja, das stimmt. Dieser Scheißkerl hat meine Tochter..., er hat sie..." Tränen stachen ihr in den Augen.
- "Schon gut, schon gut." , versuchte La Nuit Noire die Frau wieder zu beruhigen, um kein allzu großes Aufsehen zu erregen, aber auch weil sie ihr leid tat. "Ich verspreche Ihnen, ich werde mich um ihn kümmern. Aber jetzt erzählen sie mir ganz ruhig was passiert ist und um wen genau es sich überhaupt handelt. Was sind seine Gewohnheiten? Wo kann ich ihn finden? Einfach ein paar Details aus seinem Leben."
Die Frau zögerte. "Bevor wir fortfahren müssen sie noch etwas wissen. Ich... Also ich habe nicht viel Geld und weiß nicht, ob ich sie bezahlen kann, und..." Verlegen brach sie ab und senkte den Blick.
"Das hätten sie sich doch früher überlegen können!"
Nach einer Weile des Nachdenkens sagte sie: "Machen Sie sich darum erst mal keine Sorgen. Da werden wir schon eine Lösung finden. Es geht mir in erster Linie auch gar nicht um das Finanzielle." Bei diesem Gedanken brannte ihr Durst noch heftiger in der Kehle. Sie hatte seit gestern Abend nichts mehr getrunken.
- "Wie meinen Sie das?"
- "Oh, schon gut.", winkte La Nuit Noire ab, denn sie war sich sicher, dass sie ihr die Wahrheit sowieso nicht glauben und alles der Frau nur noch mehr zusetzen würde.
Endlich stellte der Barkeeper ihnen die Drinks vor die Nase. Gierig hob sie ihr Glas an die Lippen und trank es in einem Zug aus. Es war eine Erlösung. So bittersüß belebte die Flüssigkeit sie sofort. Mit wachen Sinnen begannen sie zu verhandeln.
Sie erfuhr, dass ihr Opfer ein 38jähriger Mann namens Jack Riverstone war, der seine Frau geschlagen und seine Stieftochter vergewaltigt hatte. Er hatte es jedoch tatsächlich geschafft dem Richter seine Unschuld weiß zu machen, indem er das Mädchen als Lügnerin hinstellte und wurde "in dubio pro reo" freigesprochen. Jetzt hatten beide natürlich Angst, dass er sie wieder belästigen würde und hatten auch allen Grund dazu, da er ihnen gedroht hatte.
Je mehr sie erfuhr, desto mehr berührte sie die ganze Situation und desto wütender wurde sie. Sie freute sich richtig diesen Mistkerl fertig zu machen.
Sie sah wie die Frau während des Gesprächs immer schwächer wurde. Sie musste ihr und ihrer Tochter helfen wenigstens in Zukunft Ruhe vor ihm zu haben, egal ob sie bezahlen konnte oder nicht. Schließlich einigten sie sich auf ein Viertel des eigentlichen Preises und das Geld wechselte auch gleich unauffällig den Besitzer. Sicher war doch immer noch sicher.
Mit den Worten "Finden Sie das Schwein!", verließ die Frau die Kneipe. La Nuit Noire flüsterte: "Darauf können Sie sich verlassen." und trank den Rest ihres dritten Glases aus.
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Auf ihrem Beobachtungsposten zwischen den Ästen konnte sie die ganze nächtliche Umgebung überblicken. Nach einer Weile verließ ihr Opfer eine Bar und machte sich auf den Weg. Lautlos glitt sie vom Baum hinab und heftete sich an seine Fersen. Kaltes Metall berührte ihre Hand. Je weiter sie gingen, desto spärlicher wurde die Straßenbeleuchtung. Sie war sogar gezwungen ihre schützende Sonnenbrille abzunehmen. Ruhigen Schrittes folgte sie ihm. Nach einer Weile bemerkte er etwas. Er drehte sich um und sah eine zierlich Gestalt in einem langen Mantel hinter ihm. Er bog in eine Seitenstraße ab. Sie folgte ihm weiter. "Hey Junge! Was soll der Blödsinn?", rief er. Die Gestalt näherte sich ihm. Immer weiter. Er hob seine Fäuste. "Hör auf mit dem Scheiß, ich warne dich!" Weitere Schritte bis sie vor ihm stand. Er hob seine Faust uns schlug ihr ins Gesicht. Sie erstarrte, dann sprang sie plötzlich mit einem Satz nach oben. Der flatternde umhang war das letzte was er sah bevor ihn ein Tritt in gegen den Hinterkopf niederschlug.
Eine Weile war vergangen. Endlich rührte er sich wieder. "Hat dir niemand beigebracht, dass man keine Frauen schlägt?", rief ihm La Nuit Noire zu. Langsam kam er zu sich. "Was? Eine Frau?" erklang seine Stimme verächtlich. Er rappelte sich auf. "Lass mich in Ruhe!" Erst jetzt bemerkte er, dass er sich in einer dunklen Lagerhalle befand. "Was soll das!?!" Was willst du von mir?" "Die Wahrheit!" Er verstand sie nicht. "Ich will wissen was du deiner Stieftochter angetan hast." "Ich weiß nicht wovon du redest. "Oh, das glaube ich doch." "Moment mal. Ich lass mir doch nicht anhängen. Außerdem wurde ich vor Gericht freigesprochen. Hat meine Ex, diese Alkoholkranke, dir etwa irgendwas eingetrichtert? Der kannst de doch nix glauben. Die mach ich kalt!" Er bewegte sich auf das Tor zu. "Dazu wird es nicht mehr kommen!" Verdutzt hielt er inne. Dann brach er in lautes Gelächter aus. "Willst du kleine Schlampe mir etwa Angst machen?" Sie starrte ihn unverwandt an. "Deine Frau schickt mich." Er verstand. "Eine Frau als Killerin. Soll das ein Witz sein? Wo hast du denn deine Waffe? Kann mein Kleines denn überhaupt mit so was umgehen?" Er lachte wieder. Gelassen zog sie ihre Pistole unter dem Mantel hervor. Er schluckte. "Besonders fair ist das aber nicht." Sie erwiderte: " Von Fairness redet genau der Richtige!" Wut kochte in ihr. Doch sie brauchte jetzt erst ein echtes Geständnis. "Aber nur weil du ein Arschloch bist, muss ich keines sein." Mit diesen Worten warf sie ihre Waffe in die Ecke. Er hechtete hinterher. "Wer hätte das gedacht. Auch noch blöd. Meinst du wirklich du hast ne Chance gegen mich!?" Ihr Blick wanderte über seinen massigen Körper. Während er wieder sprach, zeigte er mit dem Lauf der Waffe auf sie: "Naja, da du ja jetzt sowieso nicht mehr hier rauskommst... Es stimmt" Er starrte sie an. Grinste. Entsicherte die Waffe. "Du Arschloch.", flüsterte sie und rannte auf ihn zu. Ehe er überhaupt reagieren konnte, stieß sie ihm die Waffe aus der Hand. Nun wollte er sie umklammern, doch ihre unglaubliche Kraft erstaunte ihn. Immer wieder versuchte er sie zu bezwingen, doch es gelang ihm nicht. Schließlich, nachdem sie genug von dem Spielchen hatte, drehte sie den Verbrecher auf den Rücken und stieß ihn fort. Er schlug gegen eine Kiste. Schnell war sie bei ihm, nutzte seine Benommenheit aus und schleifte ihn in die Mitte der Halle. Die Szenerie wurde von einem Dachfenster aus durch das blasse Mondlicht erhellt. "So etwas habe ich noch nie erlebt!", stammelte er, "Das ist doch nicht normal...!" "Was? Das eine Frau stärker ist als du?"
Sie grinste. Er erschrak.
"Was bist du?"
Sie schob ihre Mundwinkel noch weiter zurück und jetzt sah man deutlich ihre spitzen Eckzähne. Sein Schrei zeriss die dunkle Nacht. Sein letzter Gedanke.
Ein Vampir.
Sie wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.
"Nein, eine Vampirin."
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